Die Rückkehr des Kollektivfußballs

„Rückkehr“ oder „Wiederkehr“ ist seit jeher ein viel genutztes und teilweise auch verbrauchtes Motiv in Literatur, Film und Malerei. Doch auch im Sport kehrt oft etwas oder jemand zurück, bspw. um eine längst abgeschlossene Karriere wieder aufleben zu lassen oder aber auch, weil eine Spielweise, eine Taktik wieder in Mode kommt. Zeugen einer derartigen Rückkehr konnten die Zuschauer am dritten Spieltag des diesjährigen BKB-Hallenfußballturniers „Jugend hilft Jugendhilfe“ werden, denn der viel zitierte und oft beschworene Kollektivfußball setzte sich in einer heutzutage von Individualisten geprägten Fußballwelt durch. Gleichzeitig zeigte sich, dass auch in einem harmonierenden Gesamtkonstrukt Freigeister sowie Kreativkünstler ihre individuellen Impulse setzen können und dürfen. Los ging dieser Tag 3 in der Sporthalle am Berufskolleg aber mit einer ausschweifenden Erzählung von Turnier-Maestro Rolf Briele, der Moritz Michalowsky und Stefan Weyers zu erklären versuchte, wie ihm der Hausmeister erklärt hatte, wie der Aufzug in der Halle in Gang gebracht werden könne. Keiner der beiden Vollgelaberten verstand ein Wort, Briele selbst auch nicht und so überließ man den Aufzug seinem Schicksal. Nichts dem selbigen überlassen möchte hingegen die Lehrerinnenmannschaft, die kurz vor Turnierbeginn noch ein Torhüterinnen-Casting durchführte. Wer es in den Recall schaffte und mit nach Südafrika, Sölden oder Sumatra darf, wird aber erst am Freitag aufgeklärt werden können.

Der eigentliche Fußballtag begann direkt mit den Jungenspielen. Dabei fiel bereits vor Turnierbeginn die clevere Trikotauswahl der 1W 19 A auf, die sich für eine Kombination aus Leibchen-Optik und Unlesbarkeit entschieden hatte. Das ist insofern entschuldbar, da Gestaltung, Kunst oder Farbenlehre nicht auf dem Stundenplan stehen. Die Trikots erwiesen sich jedoch als glückbringend, da alle drei Vorrundenspiele zu „0“ gewonnen wurden und Keeper Tom Kaczmarek nur selten gefordert wurde. Vor ihm agierte das erste der oben angesprochenen Kollektive, bestehend aus Lennart Gawlik, Bennet Arp, Mario Paskalis und Co. Herausragend war zudem Tom Bedrunkas abgeklärtes Stellungsspiel, was ein Durchkommen gegnerischer Stürmer fast unmöglich machte. Selbst eine Spielunterbrechung im ersten Spiel (Zitat Sprecherkabine: „Die Zeit spinnt…“) störte den Spielfluss des Teams nicht. Tina Krämer sorgte für den ersten kleineren Klopfer des Tages, als sie, bezugnehmend auf Michalowskys Platznehmen auf der Coaching-Bank, eine kleine Anspielung auf das unterrichtsbedingte Fernbleiben der Klassenlehrerin im ersten Spiel machte: „Hat Frau Grothoff eine neue Frisur?“ Michalowsky nahm es mit Humor, den er spätestens nach Schalkes Versinken ins bekannte Bundesliga-Mittelmaß definitiv besitzt. Hinter den Wirtschaftsgymnasiasten reihten sich die Lagerlogistiker der LA 19 A von Corinna Mündemann ein, die sich durch ein 6:0 im letzten Spiel auf Platz 2 der Gruppe katapultierten. Wäre Okan Al bereits früher als Feldspieler aktiv gewesen, wäre eventuell mehr möglich gewesen. So blieb selbst die aufopferungsvolle Abgabe von Mündemanns Trikot vergebens, da Hussein Al Hamos und Serkan Kücükmemis´ Offensivbemühungen zu oft in den Paletten des Hallenlagers hängenblieben. Dennoch reihten sie sich noch vor der GH 17 B ein, bei denen Daniel Timmermann, Jonas Jaschka und Torwart Joshua Huf viel Energie aufbrachten und ohne Auswechselspieler alle Spiele zum Stolz von Lehrerin Steffi Houben absolvierten. Schlusslicht wurde die von Tanja Bley und Tom Schoenenberg gecoachte 2I 19 A, bei denen Leon Büsing im Tor, Danny Rosolek und Hema Almasri zeigten, dass sich ihre Zockerqualitäten nicht nur auf die Konsolen und PCs dieser Welt beschränken. Ihren Ehrentreffer gegen die Großhändler bejubelte auch Schalke-Chronist Matthias Siebert mit einem lautstarken „Döp Döp“. Dieser Einspieler veranlasste aber auch Rolf Briele dazu, zu hinterfragen, warum der Einspieler „Blau und weiß“ auch bei Teams mit grünen oder gelben Trikots laufe. Eine berechtigte Frage, begründet in Brieles gestiegenem Selbstvertrauen, was sich auf sein diesmal gebügeltes T-Shirt zurückführen lässt. Ein Hoch auf den deutschen Versandhandel…

Im Anschluss an die Dominanz der 1W 19 A startete Runde 1 der von der Sparkasse Bottrop großzügig gesponserten Jubiläums-Gaudi, fälschlicherweise von manchen Kolleginnen und Kollegen als „Der goldene Schuss“ tituliert. Da wir uns aber nicht in gewissen Milieus bewegen, sollte aber ab sofort der eigentliche Name „Sparkassen-Schuss des Jahres“ verwendet werden. Danke! Am besten stellte sich in Runde 1 Lagerfachkraft Okan Al an, aber Michelle Hederich (2W 19 A) und Muhammed Parmak (VM 19 A) erwiesen sich als starke Gegner. Den zweiten Durchlauf entschied nach einem packenden Zweikampf mit Alkan Celik aus der 6T 19 B der oben bereits angesprochene Tom Bedrunka (1W 19 A) für sich, dessen Schüsse wie an einer Schnur gezogen den Weg ins Tor fanden. Doch auch Christiane Piechuttas erster (im Gesamten: zweiter) Schuss, diesmal für ihre Klasse VM 19 A, soll nicht unerwähnt bleiben, da er den Weg ins Tor fand und sich somit das Wochenendtrainingslager im heimischen Garten bezahlt machte. Man konnte sogar feststellen, wie Matthias Siebert und Thomas End Piechuttas Schusstechnik auf der Tribüne nachmachten und so ihr Schussrepertoire erweiterten. Ends potenziell fehlerfreie Nachahmung darf am Finalfreitag gerne überprüft werden. Punktekarten liegen am Brauhaus-Parkplatz bereit…

Im Anschluss lamentierte Schlager-Fan Thomas Heimann über wenig ergiebiges Zirkeltraining im Klassenraum, ließ sich aber schnell besänftigen, als auf den Schuhverlust eines ITAs der 1I 17 / 18 A Michael Wendlers „Egal“ aus den Boxen der Halle dröhnte. „Klingen“ wäre an dieser Stelle das falsche Verb gewesen. Kurios: Im Anschluss an Wendlers Lied, dass den Auslöser einer Fehde mit dem ebenfalls wenig talentierten Oliver Pocher darstellt, zeigte Jenny Rose eine Nachricht, die sie über Instagram bekommen hatte. Laut dieser Nachricht wolle man das Orga-Team verklagen, weil Wendlers Musik Körperverletzung sei. Mag sein, ist uns aber: „Eeeeeggggaaaalllllll…“ Oben bereits erwähnte ITA-Klasse überraschte alle, aber vor allem sich selbst, als sie sich den Gruppensieg in der zweiten Viererkonstellation holte. Der Jubel bei den ITAs Lennart Held, Nils Brokamp und Nico Jungblut (Er erzielte, logischerweise mit der Nummer 13, ein klassisches „Gerd-Müller-Tor“!) kannte keine Grenzen, als die 2W 19 A die bis dahin alle Trümpfe in der Hand haltende 6T 19 B mit 1:0 schlug. Jene Klasse der Ausbildungsqualifizierung um Alkan Celik, Hassan Fakhro und Karim Schipper nutzte eine Vielzahl ihrer Chancen nicht und musste so die Segel streichen. Apropos Segel: Schulleiter Guido Tewes deutete dem Schreiber dieser Berichte an, dass er nicht das „Segelmagazin“ lese, sondern Hochglanzpapiere über Motorboote bevorzuge. Auch Jachten würden ihn interessieren, wobei er kurz auf seine Beteiligung an der Papenburger Meyer-Werft verwies. Ändert dennoch nichts daran, dass der Antrag auf Torlinientechnik immer noch nicht bearbeitet wurde, wahrscheinlich ist er bei einem wochenendlichen Ausflug in der karibischen See mit der Jacht von Roman Abramowitsch verloren gegangen… Verloren hatte die VM 19 A um Patrick Fink, Muhammed Parmak und Dennis Zakenov auch und zwar genau ein Spiel zu viel. So reihten sie sich auf Platz drei in der Gruppe ein und dürften am Ende vor allem damit hadern, dass ihre Vielzahl von Schüssen hinter der Mittellinie zu selten das Tor und zu oft den Burgerstand im Obergeschoss traf. Seinen Burger ließ sich auch Rolf Briele schmecken, wobei er wieder auf sein T-Shirt Bezug nahm, welches nur spanne, weil es ein wenig zu heiß gebügelt worden sei. Klingt logisch, wenn man den Burger aus der Gleichung nimmt. Als ihm sich dies selbst offenbarte, lenkte er vom Hackfleisch im Mund auf das Zitat „Gehacke auf dem Feld“ um, wobei ihm sein eigener Wortwitz erst im Anschluss mithilfe von Flipchart und diversen Zeichnungen erläutert werden musste. Design-Expertin und Hallenfotografin Corinna Schlack leistete hier ganze Arbeit. Wenig Arbeit hatte Steffi Krolik, die analog zu einem Buddha auf der Trainerbank verweilte, mit ihrer 2W 19 A. Koray Ertürk, Torwart Patryk Lata und Baran Günes kämpfen die gesamten 30 Minuten lang und sorgten so für die weiter oben hervorgehobene Schützenhilfe. Co-Buddha Klaus Lohmann musste sich hingegen im Anschluss Einiges anhören, beginnend bei „Der ist der Klinsmann vom BKB: große Töne, wenig Einsatz.“ und endend bei einer Pulloversäuberung durch Pferdeflüsterin Pia Kreyerhoff, die Puderzucker und eine einzige altersbedingte Haarschuppe entfernte. Im Zuge dessen gingen sogar anerkennende Worte für Lohmanns Kleidungsstil von Long-Shirt-Experte Moritz Pulloverlowsky unter. Weiteres Highlight: Die Redaktion dieses hoffentlich ansatzweise humoristischen Berichtes erreichte ein erstes Backstage-Bewerbungsvideo des Dating-Formats „ITAs in Love“, welches demnächst auf RTL2 zu sehen sein wird. Mehr wird nicht verraten…

Gruppe 3 begann damit, dass sich 2K 17 A/B-Torwart Adrian Plake ein Leibchen holte und man so seinen Trikotnamen „Get on my LVL“ lesen konnte. Scheinbar waren „Leave my CAR“, „I have a FLU“ und „Zweimal doppelte Pommes Mayo Zwiebel zum Mitnehmen, bitte“ bereits vergeben. Aber: Jedem das Seine! Scheinbar war aber Jenny Rose so beeindruckt, dass sie auf der Treppe beinahe stolperte, sich aber artistisch wieder fing, gleich aber wieder fast stolperte, als die Sprecherkabine einen Ausruf von Sabrina „The Voice“ Kohnen übermittelte: „2T 19 A. Herkommen. Ihr spinnt ja wohl!“ Deutlich besser an Absprachen hielten sich hingegen die Elektriker der EL 19 A, die das zweite Beispiel für Kollektivfußball an diesem Tag ablieferten. Dilowan Nawzad, bei seiner gefühlt 16. Turnierteilnahme, VfB Bottrop-Kollege Marvin Stanczyk sowie Kirchhellen-Kicker Tristan Oben- Stintenberg gewannen souverän, abgeklärt und kräftesparend ihre Gruppe. Wer bei Oben-Stintenberg auch an ein altdeutsches Adelsgeschlecht aus Bottrop-Feldhausen oder -Grafenwald denkt, ist auf gar keinen Fall alleine, allerdings spielt dies natürlich auch keine Rolle, denn es gilt eine alte Bauernweisheit: Entscheidend ist auf dem Feld… Gruppenzweiter wurde Sven Bauers und Jochen Wennings 2K, bei denen Berkay Cetin, Lockenwickler Yasar Gören und Souhaib Aita die auffälligsten Akteure waren. Auffällig war auch, dass es eine fast schon inflationäre Verbreitung sinnfreier No-Look-Pässe gab, die offensichtlich nur dazu dienen, die Nackenmuskulatur des jeweiligen Spielers zu dehnen. Mit zwei Punkten wurde die 2T 19 A von Birgit Reuter Gruppendritter. Bünyamin Kaymakci, Niclas Hollstein und Paul Weithaas spielten bis zur letzten Sekunde und rissen mit einem Last-Minute-Ehrentreffer diverse Pädagogen aus den nicht vorhandenen Sitzen. Im Anschluss wurde vermehrt der Wunsch nach Sitzkissen geäußert. Ein Antrag dafür sollte morgen bereits bei Schulleiter Tewes liegen und auch schnell bearbeitet werden können. Grund: Seine Drittjacht liegt im Trockendock, weshalb nichts über Bord gehen kann. Lediglich einen Torerfolg verbuchen konnte die 2W 19 B um Zabi Ahmadi, Daniel Emrich und Robin Große, bei denen zwar viel Aufwand verbucht werden konnte, aber die Ertragsseite im BWL-Unterricht noch näher betrachtet werden müsste.

In der Finalrunde zeigte sich, dass Rolf „Nostradamus“ Briele Recht behalten sollte, da die EL 19 A durch ein Tor von Ahmed Özkan gegen die 1W 19 A den Tagessieg holte. Ihr Kollektiv war dann doch etwas stärker als das der Jung-Gymnasiasten, die sich durch einen klaren Erfolg gegen die ITA-Überraschung durchsetzen konnten und so als zweites Team in den finalen Freitag einzogen. Beide Teams dürften hier zu den Top-Favoriten gehören. Die ausgeschiedene 1I hingegen spielte mit „Herz“, um den Kollegen Siebert zu zitieren, und darf stolz auf ihre Leistung sein. Stolz darf auch die Kollegin Krämer empfinden, die am dritten Tag endlich den Waffelhunger des Hallensprechers erhörte und trotz lediglich 3,5 Litern „Cola Zero“ eine Waffel an den Weyers brachte. Danke dafür! Letzte Erkenntnis des Tages war die Feststellung von Turnierobmann Briele, dass sich offensichtlich auch an Tag 3, Gruppe 3, Spiel 6 noch nicht herumgesprochen habe, dass der Ball aus des Torwarts Hand vor der Mittellinie berührt werden müsse. Eine wirklich unfassbar neue Regel, die vor dem nächsten Turnier in mehreren vierwöchigen Power-Workshops unter Federführung des Unterrichtsentwicklungsteams an den Mann bzw. die Frau bzw. die Diversen gebracht werden wird.

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