Rubinfarbene Innenpfosten und nach Waffel duftende Buzzer Beater 

14. Februar, Valentinstag. Für die Liebenden sind es symbolträchtige 24 Stunden, für die Kommerztempel dieser Welt stellt dieser Tag einen weiteren bewusst aufgebauschten Tag dar, der bereits in den Wochen zuvor die Kasse klingeln lässt. Viel entscheidender als der Valentinstag ist aber die Zahl „40“, die an diesem 14. Februar 2020 am Berufskolleg der Stadt Bottrop im Vordergrund steht – und zwar, Gott sei Dank, nicht deshalb, weil sich 40 junge Paare ausgerechnet am Valentinstag im Rahmen einer hochromantischen Sammelhochzeit das „Ja“-Wort geben wollten, sondern weil das BKB und der Fußball eine einzigartige „Rubinhochzeit“ feierten, jenen Hochzeitstag, den Ehepartner normalerweise nach 40 Jahren zelebrieren, gleichzeitig aber ein Umstand, der in Anbetracht einer durchschnittlichen Ehedauer von knapp 15 Jahren eine Seltenheit sein dürfte. Insofern ist es umso erstaunlicher, dass das große BKB-Fußballturnier pünktlich um 09.15 Uhr an diesem 14.2.20 zum mittlerweile 40. Mal eröffnet werden konnte. Ein Jubiläum, wie man landläufig, also bspw. in Schermbeck, Datteln oder Essen, zu sagen pflegt. 

Schulleiter Guido Tewes und Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff, gleichzeitig Vorsitzender des Fördervereins der Schule, sprachen in ihren Eröffnungsreden vor allem über Fair-Play, gemeinsames Miteinander sowie den Grundgedanken des Turniers: Jugend hilft Jugendhilfe. Im Vorfeld konnten beide dem OK-Chef des Turniers, Rolf Briele, beim vergeblichen Glattstreichen seines zu 68 % zerknitterten T-Shirts zusehen. Beide konnten jedoch keinen Erfolg vermelden. Briele selbst schob die Schuld auf den deutschen Versandhandel, der es nicht geschafft habe, ein neues, zielorientiert arbeitendes Bügeleisen rechtzeitig zu liefern. Analog zu dieser Tirade stellte OK-Mitglied Klaus Lohmann fest, dass das Hallenklima sehr erträglich sei. Sein anschließendes Schwadronieren über die potenzielle Ansiedlung von Waranen und Blaukappenamazonen versickerte jedoch im offiziellen Anstoß, den Kalthoff voller Würde vornahm und so das erste Spiel des Tages eröffnete. 

Jene Eröffnungspartie gehört traditionell einem Titelverteidiger, diesmal sogar einem doppelten Meister, der auf der Suche nach dem Hattrick oder Threepeat oder schlicht einem dritten Stern fürs Trikot ist – der 1G/1W17A. Die angehenden Abiturientinnen machten in ihrer Vorrundengruppe kurzen Prozess mit den Kosmetikerinnen der 2C19A von Lisa Pollmann sowie den AQ-Allstars. Lea und Sophie Tschamler, oder eher #twinningiswinning, wirbelten gemeinsam mit Jule Woettki und Co. über das Hallenquartett und erzielten insgesamt sieben Tore, währenddessen gleichzeitig Torfrau Paulina Eger ihren Kasten sauber hielt. Noch erleichterter über den Einzug in den Finalfreitag waren die Schülerinnen aber über die Aussage ihrer Klassenlehrer Nina Pöppelmann und Stefan Weyers, dass die entscheidenste Hürde im Rahmen der Abiturzulassung nun übersprungen sei. Trotz der gymnasialen Übermacht kämpften sich die Kosmetik-Mädels um Secil Kulak und Ilayda Aydin durch einen 2:0-Sieg auf Platz 2 der Gruppe. Auf die Frage, wer die Kosmetikerinnen in Sport unterrichte, antwortete Briele mit: „Tina Krämer, sieht man doch, denn mit mir hätten sie gewonnen“ und freute sich im Anschluss über die gelungene Spitze gegen seine Kollegin. Als diese dann jedoch erneut ein gewisses T-Shirt ins Spiel brachte, verzog sich Briele zum Omega-3-Salat mit Honig-Senf-Dressing, der in diesem Jahr erneut vom exzellenten Gastro-Team des BKB zubereitet wurde. Gruppenschlusslicht wurden die AQ-Allstars, die, obwohl sie aus diversen Klassen zusammengewürfelt wurden, gut mithielten und sehr nah an einem ersten Torerfolg waren, trotz der „taktischen Anweisungen“ von Jenny Rose, die u. a. dafür sorgten, dass ein Gegentor nach 10 Sekunden fiel. Rose stellte im Anschluss direkt von Vierer- auf Dreierkette um. Exzellente Taktiken für die Halle, aber gut. Jeder ist seines Glückes Schmied. 3 Euro ins Phrasenschwein. Weiter geht’s! 

Bei den Jungen in Gruppe 1 entwickelte sich ein Dreikampf zwischen der EH 19 C von Sabrina Kohnen, der 1W 18 A von Marion Knuth und der 2E 19 A von Tanja Bley. Es blieb bis zum Ende spannend, was bei der Lehrerinnenkonstellation aber auch kein Wunder ist – Fußballsachverstand, wohin man schaut. Die Entscheidung brachten letztendlich die Schlussspiele. Durch ein 6:0 gegen die 5Q/5W 19 A sicherten sich die Wirtschaftsgymnasiasten um Luca Frank, Antonio Salmanic und Deniz-Faruk Akan einen Platz im Halbfinale. Knuth schien nach zwei Unentschieden zuvor im Rahmen eines Blitzlichtes mit anschließender Expertenrunde sowie einem Fishbowl, der in einem Telefonat mit Hilbert Meyer und Heinz Klippert endete, die richtigen Worte für ihre Klasse gefunden zu haben. Letztlich reichte es aber nur zu Tabellenplatz 2, da die 2E 19 A mit einem Last-Minute-Tor sowohl den Gruppensieg errang als auch die EH 19 C aus dem Turnier schoss. Die energietechnischen Assistenten, auch „KC Ems“ genannt, überzeugten neben tollem Spiel von Joey Rogalla, Jona Surmann und Florim Vlasaliv auch mit netten Trikotnamen wie „Börmaschine“. Der Deutsch-Kollege scheint hier noch ein bisschen Arbeit zu haben… Robin Pfeifer und Dawid Bonk, die gemeinsam mit Torwart Nam Nguyen lange Zeit wie Halbfinalisten aussahen, mussten trotz toller Hackentore die Segel streichen. Drei deutliche Niederlagen, aber immerhin einen Torerfolg durch Murat Satir, konnten die Jungs der 5Q/5W 19 A verbuchen. Sie sorgten auch für die einzige längere Behandlungspause, da Torwart Faiq Hashimi kurz vor dem Abtransport in ein örtliches Hospital stand. Scheinbar ist das Klima in der Halle aber nicht nur für tropische Tierarten geeignet, sondern enthält auch ein medizinisches Wundermittel, da kurze Zeit darauf Hashimi als Feldspieler wie ein junger Gott über das Feld hüpfte. Warum? Nun, das kann nur eine Schar investigativer Journalisten herausfinden. Eine erste Vermutung wäre, dass das Wundermittel schwedischen Ursprungs ist… 

Während Moritz Michalowsky, Co-OK-Chef, beim Vertilgen eines Brötchens darüber sinnierte, ob aufgrund der Selfie-Dichte der Block hinter ihm in Instagram-Tribüne umbenannt werden sollte, sorgte die junge Sportlehrerin Lisa Leuker für Spitzfindigkeiten von OK-Chef Briele, als sie sich danach erkundigte, ob sie vor Turnierbeginn noch in der Halle trainieren könnte. Brieles lapidarer Kommentar: „Nein, Frau End-Stolarski…“ Parallel zu diesem kleineren Scharmützel lief das Treiben in der Jungengruppe 2. Schnell zeigte sich, dass 6F 19 A-Kicker Sory Camara exzellent mit der Kugel umgehen kann, wodurch er die von Matthias Brink gecoachte Mannschaft fast im Alleingang in die Halbfinals schoss. Parallel musste kurz eine Schuhproblematik gelöst werden, da Torhüter Ousmane Baldé nur Stollenschuhe zur Verfügung standen… Noch besser als die 6F 19 A machte es die 2W 19 C, deren weiblicher Anhang für Dezibelzahlen im vierstelligen Bereich sorgte. 7 Punkte aus drei Spielen stellten Coach Thomas Heimann zufrieden, der alleine durch seine nonverbale Kommunikation zeigte, welchen Gang seine Mannschaft nun einlegen sollte. Sitzen hieß „lockeres Anfahren“, Stehen bedeutete „Gas geben“. Für einen Mathelehrer brillant. Chapeaux aber auch für seine Schützlinge um Ersin Kutlu, Paul Wichary und Elyesa Mendil, die souverän und sehr geordnet spielten. Heimann lobte am Ende die Tiefe seiner Bank, es fehlte lediglich ein „Mia san Mia“, dann wäre die Reinkarnation von Hansi Flick perfekt gewesen. Letztlich ohne Chance war die 1G19A/B des Trainerinnen-Duos Krämer/Pöppelmann, denen abgesehen von Nicolas Schmidt, der durch seine wallende Mähne schnell Publikumsliebling wurde, die Durchschlagskraft im vorderen Drittel fehlte. Fachmann Briele schoss erneut gegen Sportkollegin Krämer: „Die Grundlagenausdauer fehlt…“ Krämer tätschelte daraufhin nur Brieles T-Shirt und zwar in der Region, die man normalerweise „Waschbrettbauch“ nennt… Schlusslicht der Gruppe wurde die VM 17 A um Luca Quadrelli, Eduard Kloster und Oguz-Han Tosun, Spitzname „Apache“. Ob er der Cherokee ohne oder mit „207“ und mit oder ohne „Roller“ ist, wird in einer neuen Folge „Team Wallraff deckt auf“ ermittelt werden. 

Zwischendrin gab es noch das große Jubiläumsspektakel „Schuss des Jahres“. Hierbei stellt jede Klasse zwei Teilnehmer/innen, die aus 30 Metern das leere Tor treffen müssen. Die Sieger spielen am Final-Friday um eine Menge Asche für die „Klassenkasche“ und um die Chance, Schalke 04-Legende Olaf Thon in diesem Spiel zu bezwingen. Besonders gut in Runde 1 stellte sich Yannick Buschfort aus der 1W 17 A an, der zweimal das Glück hatte, dass der Ball den Innenpfosten traf und so über die Linie kullerte. Er ließ sich anschließend ordentlich feiern und verrichte seinen Sanitätsdienst mit vor Stolz geschwellter Brust. In Runde 2 siegte VM 17 A-Schüler Luca Quadrelli und stach dabei unter anderem seine Lehrerin Christiane Piechutta aus, deren Schuss aufgrund mangelnder Geschwindigkeit sogar von hallenansässigen Schnecken überholt werden konnte. Trotzdem ein großes „Dankeschön“ an sie und Kollegin Sabrina Kohnen, die für ihre Klassen in den Ring stiegen und vor Hunderten Zuschauern den Spaß mitmachten. 

Mittlerweile und damit pünktlich zu den Finalspielen hatte auch Edelfan Matthias Siebert den Weg in die Halle gefunden, um sich gleich in vertiefende Gespräche mit den Schiedsrichtern Udo Stahl und Jürgen Breil zu begeben. Beide Schiris, Profis vom Kreis Oberhausen/Bottrop, sorgten für einen ruhigen Turnierverlauf und behielten auch bei kniffligen Entscheidungen die Ruhe. Während des ersten Halbfinals erzählte Siebert dann dem etwas irritiert schauenden Moritz Michalowsky eine längere Geschichte. Der Inhalt davon ist unbekannt, es muss aber spannend gewesen sein. Jenes erste Halbfinale zwischen 2E 19 A und 6F 19 A entschied dann erneut ein Treffer von Sory Camara und sorgte für Jubel im 6F-Fanlager. Noch größer fiel der Jubel dann bei der 2W 19 C aus, als sprichwörtlich mit der Schlusssirene der 2:1-Siegtreffer fiel. Die 1W 18 A protestierte zwar gegen den nicht zu 100 % eindeutigen Buzzer Beater, konnte aber nicht auf technische Hilfsmittel im Rahmen der Beweisführung zurückgreifen. Grund: Der Antrag für die Installation von Torlinientechnik versauert noch immer auf dem Schreibtisch von Schulleiter Guido Tewes. Er müsste irgendwo zwischen dem „Segelmagazin“ sowie dem Mannschaftsfoto des „FC Bayern“ liegen. Aber auch das ist ein Fall für die Investigativen. Im Finale setzte sich dann die 2W 19 C souverän gegen die 6F 19 A mit 3:0 durch. Sie darf nun von einem Sieg am kommenden Freitag träumen. Quittiert wurde der Sieg mit warmem Applaus von den Rängen – warm deshalb, weil mittlerweile jeder Zuschauer eine Waffel vor sich hatte. Lediglich der Hallensprecher ging leer aus, was die ein oder andere nicht böse gemeinte Spitze in diesem Bericht erklären mag… Bis Montag!

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