Auf letzter Rille

Völlig ausgepumpt, aber sehr glücklich waren die Sieger des dritten Tages beim BKB-Hallenmasters 2017. Die MB/KM 16 A konnte sich in einer spannenden Endrunde gegen die GH 16 B durchsetzen, die aber ebenfalls auf die Teilnahme am Finalfreitag hoffen darf.  Sprichwörtlich auf letzter Rille erzielte Fortuna Bottrop-Mann Adrian Marcinkowski kurz vor Schluss das erlösende Tor und sorgte dafür, dass die Koch-Truppe nicht umsonst fünf Spiele in 90 Minuten absolvieren musste. Bei den Damen erspielte sich der Titelverteidiger, die EH 14/15 in einer engen Dreiergruppe den Sieg, womit beide Gewinner des Vorjahres die Chance auf den erneuten Triumph haben. Für die BKB-Fußballexperten auffällig war einmal mehr die Dominanz der Teilzeitklassen, was darauf schließen lässt, dass die nach allgemeiner, gesellschaftlicher Auffassung so oder so nur halbtägig arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer am Freitag nicht chancenlos sein dürften.

Im letzten Jahr noch durch Trommeln unterstützt, die die Zuschauer die Atmosphäre eines Istanbuler Stadtderbys nachempfinden ließ, musste die EH 14/15 dieses Jahr ohne musikalischen Antrieb auskommen. Schlussendlich benötigte die Haucke/Lohmann-Auswahl aber auch keine Musik, da Didem Ceylans Torrhythmus für einen Sieg gegen die 2W 15 A/C reichte. Die Top-Knipserin des vergangenen Jahres schnürte einen Dreierpack, den sie mit ihren Kolleginnen Yasemin Sucu und Büsra Korkmaz ausgiebig feierte. Gruppenzweiter wurde die RN 14 A, die nicht verlor und nicht gewann. Rechtlehrer Sühling sprach im Anschluss von der praktischen Anwendung einer Schlichtung und zeigte sich beeindruckt, wie problemlos seine Unterrichtsmonologe von der Klasse angewendet werden konnten. Lisa Antoszewski, Nazife Mirjani und Co. konnten am Ende mit ihrer couragierten Leistung zufrieden sein und erhielten als Belohnung sogar den „silbernen Briele“, eine Auszeichnung, mit der Frauenfußballversteher Rolf Briele alljährlich den für ihn überraschendsten Auftritt im Damenturnier ehrt. Schlusslicht der durchaus ausgeglichenen Gruppe wurde die 2W 15 A/C um Elmas Turan und Yasemin Basoglu, die sich läuferisch und kämpferisch stark präsentierten, aber am Ende zu viele Gegentore kassierten. Lehrer Thomas Heimann witterte anschließend eine Verschwörung, da er meinte, seine Torfrau habe in den größeren Toren halten müssen. Aufgrund seines Nachmessens mitsamt Zollstock, Geodreieck und Taschenrechner verzögerten sich die nachfolgenden Spiele um mehrere Minuten. Diese Zeit nutzten die erneut zahlreich erschienenen Fußballenthusiasten, um die heute als Tagesspecial servierte Ofenkartoffel mit Soße zu probieren. Dieses auch im Schulgebäude zu vernehmende Schmatzen lockte dann auch Gourmet Moritz Michalowsky an, der es sich nicht nehmen ließ, ebenfalls das dargebotene Essen kulinarisch zu bewerten. Seine kurzen Ausführungen können bei Amazon als digitales Buch mit dem Titel „Essen, leben, sein!“ erworben werden.

Die Jungengruppe 1 entwickelte sich zu einem Dreikampf zwischen der 2K 15 B, der ZM 16 A sowie den Großhändlern der GH 16 B, die schlussendlich mit sieben Punkten die Tabellenspitze erklimmen konnten. Der leicht ergraute Linksfuß Patrick Czaja (VfB Bottrop), Arminia Klosterhardt-Spieler Marvin Drabik und Marius Hartlieb zeigten klugen Fußball ohne Gegentor und lebten von ihrer physischen Präsenz. Zwei knappe Siege reichten dann auch der ZM 16 A nicht, auch wenn Uta Schnelling den Auftritt ihrer Schützlinge nur loben konnte. Der ein wenig zu emotional spielende Ferhat Akkas, Kämpfer Mike Wolf sowie der agile Taner Özbek kickten engagiert und wurden Teil von etwas Historischem: einer gelben Karte beim diesjährigen Turnier. Die Schiedsrichter um Obmann Helmut Konrad führten diese Neuerung ein, um mehr Spielraum vor dem Verteilen von Zeitstrafen zu haben. Diese gelungene Regelung wurde sogleich mit Applaus von der Tribüne bedacht. Den dritten Platz schnappte sich die 2K 15 B, bei denen vor allem das Rhenanen-Duo Julian Wischnewsky und Simon Breitzke Akzente setzte. Mittelstürmer Dustin Arnold riss zudem mit seinem an ein robustes Regal eines schwedischen Möbelhauses erinnernden Körper manche Lücke im gegnerischen Strafraum, was aber das frühe Aus der „Heftlinge“ nicht verhindern konnte. Beim Tabellenschlusslicht 4W 16 C stach vor allem Nachwuchsmann Alper Arslan (FC Kray) heraus, bei dem sogar Markus Heimann erkannte, dass der Junge Fußball spielen konnte. Seine Bemerkung „Der 10er ist aber gut!“ konterte der Spielmacher der Lehrermannschaft, Thomas End, trocken und ganz ohne Eigenlob: „Die Qualität hängt mit der Nummer zusammen!“  Ebenfalls auffällig agierte für die 4W Habibullah Ibrahimi, der aber wie die gesamte Mannschaft Helmut Konrads Gekritzel auf Collegeblock-Papier nicht entziffern konnte. Nach Konrads Erläuterungen zur 6-0-Deckung sowie dem Verhindern eines „Kempa-Tricks“ schwebten allen Spielern wie in einem Comic sichtbare Fragezeichen über den Köpfen.

Erwähnenswert am heutigen Tag waren auch die abwechslungsreichen Tormelodien, wobei insbesondere „Blau und Weiß, ein Leben lang“ für emotionale Beben im von Schalkern dominierten Lehrerblock sorgte. Davon nicht irritieren ließen sich Alexandra Langs Jungs aus der IF 16 D, die vor allem in den ersten Minuten eines Spiels ein wahres Lauffeuerwerk abbrannten. Asef Nourzai, Raoof Saarifi und Esmat Anwari zeigen kämpferisch eine einwandfreie Leistung, konnten sich aber bei dem agilen, sprintstarken und ungemein angstfreien Keeper Hamid Sobhani bedanken, der die Null in allen Spielen hielt. Eine direkt verwandelte Ecke von Saarifi im entscheidenden Spiel gegen die 2W 16 C sorgte dann für den Gruppensieg. Die Unterstufe der Höheren Handelsschule hatte vorher mit zwei Siegen die Gruppe 2 der Jungen dominiert, da Jamal Kropf, der seine Brötchen in der B-Jugend von ETB SW Essen verdient, treffsicher war. Im Spiel gegen die IF agierten er und seine Mitspieler Eren Isildak, Dogucan Ulucan und Berkan Sirin aber zu überhastet und kopflos, was das Aus bedeutete. Mit großer Unterstützung von den Rängen erspielte sich die 2G/4G 16 A immerhin einen Sieg, den sie einem Gewaltschuss von Marcio Lenfers verdankte. Torwart Nico Becker zeigte ansprechende Paraden und hielt seiner Mannschaft die Null im letzten Gruppenspiel, wodurch sich die AS 16 A mit dem Tabellenplatz 4 begnügen musste. Durch eine überbetriebliche Maßnahme geschwächt müssen Furkan Karatag, Nissar Omeyrat und Co. auf das nächste Jahr warten, um mit voller Mannschaftsstärke einen neuen Anlauf zu nehmen. Schiedsrichter Anel Mlinarevic vernahm im Laufe der Gruppenspiele mit leichter Freude die Meldung, dass die Gruppe 3 nicht, wie geplant mit fünf Mannschaften, sondern durch die Absage der 6H 16 A nur mit vier Mannschaften an den Start gehen würde. „Ansonsten“, so Mlinarevic, „müsste ich ja bis 80 Uhr pfeifen.“ Im Anschluss wurde er von der verblüfft schauenden Jenny Rose dahingehend korrigiert, dass der Tag nur 72 Stunden habe...

Jene Religions-Rose sah dann, wie ihre Truppe, die 4W 16 A, in der Jungengruppe 3 den Bronzeplatz erspielte. Für mehr reichte es für Fabian Härtel, Antonio Ivic und Torwart Niklas Rothenbücher nicht, da sie im Endspiel um den Gruppensieg gegen die MB/KM 16 A den Kürzeren zogen. Dass alle Teams vor den jeweils letzten Spielen noch die Chance auf das Weiterkommen hatten, unterstrich Matthias Sieberts These, dass „diese Gruppe in der Spitze sehr breit gewesen sei“. Im Anschluss an diese doch sehr philosophisch anmutende Aussage baten mehrere Zuschauer um Blatt und Papier, um Sieberts Worte zu verbildlichen. Dieser nahm den Spielball gekonnt auf und lud alle zu einer handlungsorientierten Erörterung mit integriertem Partnerpuzzle in einen nahegelegenen Klassenraum ein. Gruppensieger wurde die MB/KM von Dirk Koch, der offenbar das richtige Rezept für das Spiel seiner Mannschaft gefunden hatte. Hinten stand die Truppe mit Lucas Timmer und Oguzhan Cifte souverän und vorne konnte sie sich auf den beidfüßig starken Goalgetter Adrian Marcinkowski verlassen. Zuerst pfui, dann aber hui präsentierte sich die 2K 16 C, die einer 0:4-Niederlage zum Auftakt einen Sieg und ein Unentschieden folgen ließen. Berkay Cetin, Burak Alan und Tunahan Altay zeigten aktiven Fußball, auch wenn Torwart Leon Hudek bei manchen Situationen die nötige Größe fehlte. Mit vier Punkten landeten sie aber immerhin vor der EH 15 A, bei der Mert Sen mit zu vielen Einzelaktionen für zu wenig Torgefahr sorgte. Auch Klaus Lohmanns präziser und wohl durchdachter Aufforderung „Mert, mach keinen Zirkus, mach Tore!“ kam Sen nicht nach, sodass er und seine Mitspieler Kevin Köppen und Burhan Kaymakci ohne Sieg blieben. Für pures Staunen sorgte EH-Torwart Raphael Jahn, der lässig und teils regungslos hundertprozentige Chancen im Minutentakt entschärfte. Kurz vor der Endrunde sorgte dann das Spielen von Lorenz Büffels Mallorca-Partyknaller „Johnny Däpp“ für kurzfristige Ekstase bei den Lehrern Heimann, Siebert und Weyers, wobei sich insbesondere die durch ihre Junggesellenabschiede Mallorca-erprobten Siebert und Weyers kaum noch auf den Bänken halten konnten.

Die in der Vorrunde noch grandios aufspielende IF 16 D bekam in der Tagesendrunde von den abgezockteren Teilzeitklassen die Grenzen aufgezeigt und wurde mit zwei Niederlagen Gruppenletzter. Unglücklich war hierbei, dass die ersten Gegentore durch einen Abpraller und ein vermeidbares Missverständnis entstanden. Tagessieger wurde die MB/KM, die gegen die IF ein Tor mehr als die GH schoss, und sich somit mit vier Punkten, aber der besseren Tordifferenz den Platz auf dem Siegerfoto von Hallenfotografin Corinna Schlack sicherte. Dirk Koch, jubelnder Lehrer, war im Anschluss erleichtert, da seine Truppe auf dem Zahnfleisch ging. Ebenfalls psychisch und emotional ausgelaugt war die GH 16 B, die mit vier Punkten und dem Torverhältnis von 2:0 sehr hohe Chancen hat, am Freitag um den Titel zu spielen. Bemerkenswert dabei war, dass die GH ohne die in den Betrieb bestellten Drabik und Hartlieb auskommen musste, wodurch Czaja und Co. so viel laufen mussten wie letztmalig bei den Bundesjugendspielen in der 7. Klasse. Ihrer minimal nervösen, aber hoch erfreuten Klassenlehrerin sei an dieser Stelle gesagt, dass ihre Klasse schon sehr viel „Pesch“ haben müsste, nicht die Endrunde zu erreichen. Für die Endrunde fit machte sich Lehrer Markus Heimann, der sich während des intensiven Gegnerscoutings an der Salatbar bediente und in rekordverdächtiger Zeit zwei Dutzend Tomaten verspeiste, was ihm den „bronzenen Briele“ in der Kategorie „Catering-Supporter 2017“ einbrachte.

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