Finales Glück im zweiten Anlauf

An einem Tag, an dem eine Russin namens Olga in der Sprecherkabine der BKB-Sporthalle chinesische Spezialitäten der Gastronomieabteilung einer deutschen Schule anpries (klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes, oder...), erlebte Norbert Walach seinen zweiten, manche würden auch sagen, seinen neunten Frühling. Grund dafür war seine Klasse VM 14A, die den Tagessieg bei den Jungen erringen konnte und ihren schnauzbarttragenden Lehrer in eine solch ausufernde Extase versetzte, die der Kollege sonst nur beim Zeichnen und Präsentieren seiner außergewöhnlichen Karikaturen zeigt. Der Tagessieg ließ die Verfahrensmechaniker-Mittelstufe zudem die Enttäuschung des Vorjahres vergessen, da damals die Einzelhandelsoberstufe EH12A den Weg zum Finalfreitag versperrt hatte. Weiteres Highlight des Tages war der Spruch des Turniers, den der fast schon zum BKB-Inventar gehörende Ramadan Lejjo (EH15B) von sich gab, worauf aber an späterer Stelle noch eingegangen werden soll.

Traditionell begann der Tag mit den Damenspielen, bei denen sich die 2S14A/B nach zwei 1:0-Siegen durchsetzen konnte. Larissa Nennstiel sowie Alina Tusar waren die beiden dominierenden Akteurinnen bei den Ladies aus dem Bereich „Gesundheit und Geniales“, die sich zudem in den entscheidenden Momenten auf Torfrau Juliane Paß verlassen konnten. Hocherfreut darüber waren nicht nur die Klassenlehrerinnen Conny Zappe und Friederike Weinhardt, sondern auch Bereichsleiterin Anna Dosoruth-Lück, die jedoch beim Jubeln etwas langsamer aus dem Sitzen in die Streckung kam, was allerdings dem stetig wachsenden Babybauch und keinesfalls dem Verzehr von zu vielen sauren Satéspießen mit Asia-Salat geschuldet ist... Zweiter bei den Damen wurde die 1W15, die den Fußballexperten bisher nur aufgrund eines pinken Plakates aufgefallen war. Jenes Plakat, was leider schon mehrfach von der Wand fiel, war dann auch Schuld, dass mehrere Spieler bei den Jungenspielen ausgewechselt werden mussten, da sie vor lauter herabfallendem Glitzer die Augen nicht mehr öffnen konnten. Da die Damen des Wirtschaftsgymnasiums trotz enormer Vor-Anpfiff-Nervosität bei Abwehrorganisatorin Charleen Buchal oder Torfrau Romy Stönner und eines heraus- und wieder hereingesprungenen Knies bei Theresa Gröbel durch das Tor von Henrieke Bautz sogar einen Sieg gegen die 2C15A erringen konnten, unterstrich, dass das Motto „Play in Pink“ doch Flügel verlieh sowie die taktischen Anweisungen von Collegeblockguru Mohammed Saleha sogar halbwegs zu verstehen waren. Die 2C15A musste sich mit dem letzten Platz begnügen, muss sich aber aufgrund der engagierten Leistung von Jana Eibach, Torfrau Melissa Eulberg und Iman Terbeche nicht schämen, zumal die Unterstützung von den Rängen auch für diese Klasse exzellent war.

Sein Trainer beim Landesligisten Sterkrade-Nord aus Oberhausen, Markus Kowalczyk, wäre auf die Leistung seines Schützlings Sven Konarski stolz gewesen. Konarski, der, wie das wandelnde Turnierlexikon Thomas End gekonnt einstreute, bereits unter seiner Ägide mit der 2K10B Turniersieger wurde, war vor der Saison von Trainerlegende Hans-Günter Bruns an die Lütticher Straße in OB-Schmachtendorf gewechselt und zeigte heute in allen Spielen, warum er sich berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz machen darf. Gemeinsam mit dem Gahlener Kevin Vengels sowie dem quirligen Hakim Harsal gewann Edeltechniker Konarski alle drei Spiele und zog damit in die Siegerrunde des Tages ein. Wie aus dem Nichts streute das bereits oben erwähnte Kompendium End ein, dass sich seine These des Vortages, wonach Großhändler zwingend „grooooß“ sein müssten, anhand der GH-Spieler Vengels, Bojovic und Celikkaya bestätigen ließe. Nachdem erwarteter Beifall für diese weltverändernde und nobelpreisverdächtige Erkenntnis ausblieb, konzentrierte sich der Spielgestalter der BKB-Lehrermannschaft  darauf, den Sinn hinter der Aussage „Spieler X zog ein Foul“ zu ergründen... Gruppenzweiter wurde die KM/MB13A, bei denen mal wieder ein Czarnetzki im Tor stand – wie mittlerweile zum dritten Mal. Aufbauend auf Jan Czarnetzkis guten Paraden zeigten Niklas Prang, Chris Opatz und Ender Arslan Powerfußball, dem aber bisweilen die Geduld und Zielgenauigkeit abging, was sich insbesondere gegen die ruhig agierenden Großhändler als Handicap herausstellte. Immerhin langte es, um die energietechnischen Assistenten auf Rang 3 zu verweisen, bei denen Goalgetter Olgun Turan, Paul Rößmann sowie Keeper Dominik Reck eine gute Leistung ablieferten. Der Wunsch des Klassenlehrers der 2E12/13/14, Tom Schoenenberg, mitspielen zu können, musste leider abgelehnt werden, da es ansonsten aufgrund der fußballerischen Qualität des Kollegen zu einer Wettbewerbsverzerrung gekommen wäre. Schlusslicht der Gruppe war die AV15A, bei denen Koray Özel, Furkan Karatag oder Robin Schulte gute Ansätze zeigten, jedoch in drei Spielen ohne Torerfolg bleiben mussten.

Gruppe 2 wurde von der VM14A dominiert, die ihren tiefen Kader nutzte, um das Tempo während der gesamten Spielzeit hochzuhalten. Von Minute 1 merkte man der Walach-Truppe an, dass sie es in diesem Jahr wissen wollen. Zudem verriet TuS Haltern-Spieler Christian Warnat, dass er sich bereits vom sicher qualifizierten Halterner Mannschaftskollegen Fabio Sardini aus der GH14A die Forderung anhören musste, doch gefälligst nachzuziehen. In der Form, in der sich Warnat heute präsentierte, wäre ein Duell mit Sardini sicherlich ein Glanzpunkt am Finaltag. Aber auch Warnats Kollegen wie der agile Fabio Federico (SV Schermbeck), der Organisator Timo Luppatsch sowie der Torschütze vom Dienst Fabian Perzewski (Preußen Gladbeck) zeigten exzellenten Hallenfußball und bestätigten die Meinung vieler Beobachter, dass der Tagessieg nur über sie gehe. Gruppenzweiter wurden die Einzelhändler aus der EH15B, bei denen „Kampfschwein“ Ramadan Lejjo unbändigen Willen zeigte und seine Mitstreiter Patrick Schmitz, Kaan Isik und Jan Litschke immer wieder antrieb. Sein Ehrgeiz ging sogar so weit, dass er auf Wunsch mancher Zuschauer, weniger zu schreien, fragte: „Schrei ich negativ?“ Was er damit meinte, ließ sich in einer anschließend einberufenen Lehrerkonferenz mit diversen Workshops auch bis in die frühen Morgenstunden nicht eindeutig klären... Letzter wurde der männliche Teil der 2S14A/B, die den Erfolg der Damen trotz Verstärkung aus der 4G und der MF nicht wiederholen konnten. Domenic Röber sowie Torwart Bastian Steinmann mühten sich nach Kräften, doch mehr als ein Last-Minute-Punktgewinn sprang nicht heraus. Die drei Auftritte der ersten internationalen Förderklasse am BKB, der IF15A, waren mal wieder ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Auch wenn manche Regeln erst nachträglich dank tätiger Mithilfe von Schülern aus anderen Klassen vermittelt werden konnten, zeigten die Schützlinge von Birgit Reuter und Matthias Brink, wie viel Freude sie am Fußball spielen haben. Der große Applaus bei jedem Tor unterstrich die offene Haltung des gesamten Berufskollegs. Ein Highlight ereignete sich aber erst nach den Spielen: So vermittelte Turnierchef Rolf Briele dem sehr quirligen und technisch beschlagenen Muhammad Syleiman ein Probetraining bei einem Bottroper Verein. „Talente gehören gefördert und Integration klappt am Besten im Sportverein“, so Briele, was verdeutlicht, dass es für ihn kein Zögern gab, dem Anliegen von Spielerberaterin Jenny Rose nachzukommen.

Die letzte Vorrundengruppe des Tages entwickelte sich zu einem zähen Ringen zwischen allen Teams, da sich keine Mannschaft besonders hervortun konnte. Schuld daran waren nach einhelliger Meinung vor allem die taktischen Grundeinstellungen der Trainer Matthias Siebert und Moritz Michalowsky, deren Teams zusammen nur einmal das Tor trafen. Teilweise wurden bei den Spielen Erinnerungen an die WM 1982 wach, als Jupp Derwalls Männer in der Vorrunde den berühmten Nichtangriffspakt mit Österreich schlossen. Noch heute sehen viele Experten Uli Stielike im Mittelkreis Pirouetten drehen, während andere Spieler auf dem Feld Doppelkopf oder Skat spielten... Taktikfuchs Siebert verteidigte seine Strategie jedoch vehement: „In den vierzehn Stunden Unterricht, die ich jede Woche mit meiner Mannschaft äh... Klasse habe, haben wir in arbeitsteiliger Gruppenarbeit die Taktik erarbeitet, alles in Form eines Museumsrundganges präsentiert und uns dann mit Hilfe einer Punktabfrage geeinigt.“ Ob der im Netz festhängende Schuh von Marcel Hadjali mit zur Taktik gehörte, kann erst eine neue Folge von „Team Wallraff – Reporter Undercover“ aufdecken... Einsatz konnte man Sieberts 2W14A um Torwart Marcel Maibach, dem agilen Rhenanen-Akteur Julian Gawantka sowie Dear Mero nicht absprechen. Dear Mero entwickelte im Bruderduell mit Salar Mero aus Michalowskys 1W14B sogar noch mehr Energie als vorher, doch weder die beiden Brüder noch die Gymnasiasten Lucien Schüssler, Kevin Poloczek oder Dawid Rebisz konnten die engen Stangen des taktischen Korsetts ihrer „Trainer“ durchbrechen. Besser machte es die ZM/MB14A, die den Gruppensieg erringen konnte, weil Lehrerin Schnelling dem wendigen Norman Dripp sowie den kraftvoll agierenden Marcel Prangenberg und Chris Kluwig spielerischen Freiraum ließ. 7 Punkte bedeuteten den Einzug in die Endrunde des Tages. Gruppenzweiter wurde Sven Bauers 2K14B, die zwar mit Yves Heckmann und Fortuna Bottrop-Spieler Matthias Kampa auffällige Kicker dabei hatte, aber es im Endspiel gegen die Techniker trotzdem ein 1:2 setzte.

Trotz zahlreicher Bemühungen schafften es Sven Konarksi und Co. nicht, den Ball im Tor der VM14A unterzubringen, was neben einer guten Abwehrleistung vor allem das Werk von Torwartmauer Zübeyir Kocak (YEG Hassel) war. Vorne trafen Perzewski und Warnat und sorgten dafür, dass Walachs Kultschnäuzer bereits mit einem Bein im Finale stand. Wer aber dachte, dass die Großhändler im zweiten Spiel der Finalrunde die Köpfe hängen ließen, wurde eines Besseren belehrt, da die Jungs unbedingt der zweitbeste Tageszweite werden wollten. Dies schafften sie durch ein Tor drei Sekunden vor Schluss, wodurch sie durch den 4:1-Sieg gegen die ZM14A im Gegensatz zu den anderen Tageszweiten mit drei Punkten eine positive Tordifferenz ausweisen können. Zwar müssen sie den morgigen Tag abwarten, doch die Chancen stehen gut, dass nach der GH 14A auch die Oberstufe des Großhandels am Final Friday dabei ist. Definitiv dabei ist die VM14A, die auch das zweite Spiel zu Null gewann. Klassenlehrer Walach zeigte sich nach Spielschluss siegessicher und kündigte einen Turniersieg seiner Männer an...

Was bleibt nun nach vier Tagen Budenzauber? Zum einen die Erkenntnis, dass auch das BKB-Hallenmasters manchmal Liebe auf den zweiten Blick ist und man auch, nachdem man mit großen Ambitionen im ersten Jahr antrat und scheiterte, im nächsten Jahr eine neue Chance hat. Zum anderen steht fest, dass der Fußball trotz aller negativen Schlagzeilen immer noch der Sport Nummer 1 ist, um Menschen jeglicher Kultur, Hautfarbe oder Religion zu verbinden. Denn das Rollen des Balles ist für alle Menschen gleich!

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